Olympionike Markus Salcher: Das berühmte Quäntchen Glück fehlte

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Ein Platz unter den Top-ten war sein Ziel, geworden ist leider nichts daraus. Markus Salcher schied nach wenigen Fahrsekunden aus. Im Kurvenansatz schlug es ihm die Bindung auf. „Schade, ich habe mir doch einiges erhofft“, sagte er später im Ziel. Die Enttäuschung hielt sich aber bald in Grenzen. Psychisch von seiner Familie und der Fangruppe, die im Ziel auf der Videowall die Fahrt des Markus im oberen Streckenteil mit verfolgen konnte, aufgefangen, richtete er schon seinen Blick auf den freitägigen Super-G. Markus möchte sich bei allen bedanken, die daheim für ihn die Daumen drücken. „Vielen Dank für eure Unterstützung, natürlich werde ich alles versuchen, um mit einem guten Ergebnis nach Kärnten heimzukommen“. Es sind seine ersten olympischen Spiele. Am Samstag steht noch die Super-Kombi am Programm. Nachdem die kanadischen Wetterfrösche für die nächsten Tage gutes Wetter vorhersagt haben, dürfte die Austragung beider Bewerbe sicher sein.

Interessante Begegnungen

Unsere Markus-Fangruppe wurde heute größer. Die beiden Klagenfurterinnen Ute Habenicht mit Tochter Vera, dazu der Austrokanadier und Ex-Griffener Norbert Letnar mit seinem aus Bayern stammenden Freund, dem in Kanada angesehenen Kardiologen, UnivProf. und Primararzt Dr. Hartmut Henning, waren eine tolle Verstärkung. Unsere Gruppe war auf der heute wegen des Ersatztermines etwas schwächer besetzten Tribüne eindeutig die lauteste. Norbert Letnar war in den Fünzigerjahren zuerst in die USA und später nach Kanada ausgewandert. Kehrte aber mit seiner Frau 1960 wieder zurück nach Kärnten. Er und sein Freund Georg Lube, ein damals bekannter Kärntner Schirennläufer, hatten in Kooperation mit dem seinerzeitigen LAbg Erich Silla den Ausbau des Nassfeldes zu einem Schigebiet vor. „Wir haben damals schon mit Grundeigentümern verhandelt“. Aus den Plänen wurde dann nichts. Letnar nannte als Gründe die komplizierten Verfahrensschritte. Er kehrte daraufhin wieder zurück nach Kanada, lebt heute in Vancouver und kommt immer wieder zum Schifahren nach Whistler. Etwas außerhalb von Vancouver gibt es einen Österreicher-Club, bei dem der vitale 72jährige in der Organisation sehr aktiv tätig ist. Letnar hatte als junger Mann in seiner Heimat den Beruf des Zimmermanns erlernt, dem Holz ist er in Kanada dann auch treu geblieben. „Arbeitsmöglichkeiten gab es jede Menge, mit meiner sehr guten Ausbildung tat ich mir da leicht“. Letnar ist in seinem Herzen nach wie vor ein Kärntner. Als wir mit ihm im Shuttlebus von Creekside ins etwa 10 km entfernte Whistler Village zurückfuhren, begann er Kärntnerlieder anzustimmen. Gemeinsam sangen wir im Bus einige Lieder („Wos kümmern mi die Sterndlan, In der Mölltolleitn, O Ros´ntal…“), der Applaus der (auch indianischen) Fahrgäste war uns sicher. Sie wollten sogar noch einige Draufgaben. Doch da waren wir (leider) schon in Whistler angelangt. Übrigens: Über die bekannte Klagenfurter Juwelierin Ute Habenicht und ihr Engagement für den jungen Sportler Markus Salcher werde ich an anderer Stelle berichten.

Kanadisches Bauen

Wenn man durch Whistler oder Creekside spaziert, dann fällt diese freundliche, harmonische, viel Holz aufweisende Bauweise der Hotels, Geschäfte und Wohnhäuser angenehm auf. Alles schmiegt sich dem Gelände, der Landschaft an, die Villen in Creekside können unauffälliger gar nicht sein. Dort scheint, als würde alles vom Wald verdeckt, verschwiegen werden. Selbst im Hauptort Whistler gibt es keine Ausreißer aus dem vorherrschenden Baustil. Bausünden scheint es nicht zu geben, zumindest bleiben sie dem Auge des Betrachters verborgen. Uns leider geläufige, angeblich so moderne Beton- und Hotelfassaden sind in Whistler nicht zu finden und wohl auch verpönt. Am Abend erstrahlt die Fußgängerzone in weiß und rot (kanadische Nationalfarben), Lichterketten machen die Bäume zu kleinen visuellen Kunstwerken, alles wirkt heimelig und sauber. Dass dieser Zustand nur jetzt zu Olympia sein soll, ist sicherlich nicht anzunehmen.

Infrastruktur

Das Angebot für den Gast im Wintersportstadt Whistler kann umfassender gar nicht sein. Viele, viele Geschäfte, auf den Gast zugeschnittene Ladenschlusszeiten (abends bis 23 Uhr offen), Cafes, kleine Pubs, ein täglich bummvolles Postamt – es gibt praktisch nichts, was es da nicht zu finden gibt. Und dazu Angebote, die auf den ersten Blick unglaublich scheinen. Mit dem Lösen eines eigenen Tickets kann die begrenzte Zahl von 650 Schifahrern schon ab 07 Uhr morgens die Bergfahrt antreten. Bevor sie die ersten Schwünge in den Schnee setzen, ist für sie ein im Ticketpreis inkludiertes üppiges Frühstück vorbereitet, dass praktisch keine (lukullischen) Wünsche offen lässt. Wäre so etwas auch bei uns am Nassfeld denkbar?

Sicherheit
Die Kanadier haben einen viel direkteren Zugang zur öffentlichen und demnach auch persönlichen Sicherheit. Und für Maßnahmen, die diese Sicherheit auch gewährleisten sollen, ein ganz anderes Verständnis. Nur ein Beispiel dazu: Will in Whistler ein Tiefschneefan seine Schwünge außerhalb des organisierten Schiraumes setzen, muss er vor dem Einstieg in der Talstation dies dem Liftpersonal mitteilen. In der Folge muss der Tiefschneefahrer eine Erklärung unterschreiben, wonach er zur Kenntnis nimmt, dass der Lift- und Pistenbetreiber bei Unfällen klag- und schadlos zu halten ist. Weiters verpflichtet er sich zum Schadenersatz, wenn aus seinem Verschulden Aktionen ausgelöst werden müssen. Hält er sich nicht daran, oder löst er gar einen Unfall aus, so blüht ihm eine ganz empfindliche Geldstrafe. Für unsere europäischen Breitengrade unglaublich ist, dass der Tourenfahrer vor dem Liftangestellten seinen Rucksack öffnen und Lawinenpieps, -sonde und -schaufel vorzeigen muss. Hat er eines davon nicht dabei, bekommt er keine Genehmigung. Eine solche Regelung in Österreich? Ehrlich gesagt, absolut unvorstellbar. Die Argumente jener, die stets und überall die grenzenlose Freiheit nicht angetastet wissen wollen, würde ich nur allzu gerne hören.

Siegerehrungen

Heute abend, Mittwoch, waren wir wieder auf der Medal Plaza, um uns die Siegerehrungen anzusehen, kräftig die Fahnen zu schwingen und mit den Pfeiferln (die bekommen wir am Eingang ausgehändigt) ordenlich Lärm zu machen. Österreich hat mit Robert Meusburger im RTL der Steher Silber geholt. Gold wäre möglich gewesen, ein Fehler im 1. Durchgang ließ diesen Traum aber platzen. Die Flaggenzeremonien, das Hissen der Flaggen durch die Monties, das Abspielen der Hymnen – es ist ein Erlebnis. So inbrünstig und in einer geradezu soldatischen Haltung wie die KanadierInnen singt niemand seine Landeshymne mit. Patriotismus und die positive Haltung zu Nation, Staat und Gemeinschaft ist hier eine Selbstverständlichkeit – bei uns wird das sehr rasch als „ewig gestrig“ ausgelegt.

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