Markus Salcher 8. Platz – einfach Begeisterung und Freude

Zurück zur Übersicht

Ein Bericht vor Ort von Leopold Salcher

Es war noch etwas kalt, als wir in Creekside aus dem Bus stiegen, mit der Zubringer-Sesselbahn zum Zielgelände auffuhren und auf der riesigen Tribüne Platz nahmen. Zu der Zeit war die Tribüne nur teilweise besetzt, erst als die kanadische Sonne über die Rockys lugte und Strecke, Zieleinlauf und Tribüne in ihr Licht tauchte, wurde das Zielgelände immer voller.

Salcher_Bild3

Zuerst starteten die Sehbehinderten zum Super-G, dann tauchte auf dem übergroßen Videowall die Startliste der Steher mit Markus Salcher auf. Als erster Österreicher ging der sehbehinderte Christoph Prettner, Kärntner in Tirol und Freund von Markus, ins Rennen. Wir begleiteten seine Fahrt lautstark, alle Pfeifen, Glocken und Fahnen waren im Einsatz. Doch dann zogen sich die Minuten bis zum Start von Markus, die Spannung stieg und war am Ende beinahe nicht mehr auszuhalten, immer leiser wurde es in der Fangruppe. Bis Markus, in der Startmaschine stehend, auf der riesigen Videowall auftauchte, dann brachen die Emotionen los. Es wurde trompetet, geläutet, gepfiffen, mit den Österreich-Fahnen geschwenkt und die Spruchtafeln GO-MARKUS-GO ausgefahren. Wir waren eindeutig die Lautesten, zahlreiche TV-Kameras hatten uns sofort im Visier. Hoffend, bangend und voller Erwartungen – zuerst verfolgten wir den Höllenritt auf dem Videowall, dann tauchte Markus oberhalb der Zielkante auf. Ein Aufschrei, nur mehr vier schnelle Tore, der steile Zielhang – die Kommentare des Platzsprechers gingen im Höllenlärm unter ….. und die Ziellinie war passiert. Der Blick auf die Anzeigetafel – der Platz unter den Top-ten, den sich Markus so gewünscht hatte, war Wirklichkeit geworden. Sein erster olympischer Super-G, bei dieser starken weltweiten Konkurrenz, und gleich auf Platz 8.

1 7 Germany SCHONFELDER Gerd 1:20.11
2 1 France GAUTHIER-MANUEL Vincent 1:21.24
3 9 Austria MANDL Hubert 1:21.97
4 5 France BRUN Lionel 1:22.42
5 8 Australia RAHLES-RAHBULA Cameron 1:22.65
6 6 Switzerland BRUGGER Michael 1:23.00
7 11 New Zealand HALL Adam 1:23.34
8 14 Austria SALCHER Markus 1:23.68
9 31 Japan KOIKE Gakuta 1:25.29
10 29 Australia GOURLEY Mitchell 1:25.38

Der Abstand zum Olympiasieger Gerd Schönfelder beträgt lediglich 3,5 Sek, zur Bronzenen 1.7 Sek. Schönfelder (40) und Mandl (35) hören wie eine größere Zahl weiterer Sieger dieser Bewerbe mit Ende der Saison auf oder werden bei den nächsten Spielen in Sotschi nicht mehr dabei sein. Markus Salcher und Christoph Prettner sind zwei ganz große Zukunftshoffnungen des Österr. Behindertenschiverbandes. Wenn man mit Spitzenfunktionären oder Trainern spricht, dann bekommt man das immer wieder zu hören. Markus hat im Team seinen Stellenwert erkämpft. Auffallend ist, dass er sehr schnell Kontakte knüpfen kann. Einheimische Olympia-Taxilenker sprechen ihn mit Vornamen an, ausländische Teammitglieder gehen auf ihn zu, klopfen ihn auf die Schulter und unterhalten sich gerne mit ihm. Besonders das deutsche Team hat es ihm angetan, am liebsten unterhält er sich mit einer bildhübschen, blonden Medaillengewinnerin.

Olympisches Dorf

Gestern waren wir auf Einladung von Markus im einige Kilometer außerhalb von Whistler gelegenen olympischen Dorf. Es ist eine gewaltige, komplett neu errichtete Wohn- und Siedlungsanlage. Die Athleten finden hier so gut wie alles vor. Allerdings, die Sicherheitsmaßnahmen beim Zutritt sind enorm. Wer sich nicht einen Tag zuvor angemeldet hat, kommt überhaupt nicht hinein. Zufallsbesuche sind daher unmöglich. Ähnlich wie auf den Flughäfen wird man auch hier nach allem, was wie eine Waffe verwendet werden könnte, abgecheckt. Aber immer ausgesprochen freundlich. Wie überhaupt die Volontäre, die in blauen Anoraks gekleideten hunderten freiwilligen Helferinnen, diese olympischen Spiele in Vancouver und Whistler prägen. Ihre Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, ihr stets freundliches Lächeln, ihr herzlicher Gruß … nicht umsonst nennt man diese Olympiade die freundlichen Spiele, die Spiele der Herzen. Nach dem Dorf-Besuch waren wir im Österreich-Haus. Nach der Medaillenfeier für die bronzene Claudia Lösch präsentierte sich Schladming als Austragungsstadt („Österreichs Schi-Hauptstadt“) der alpinen Ski-WM 2013. Dabei wurde ein Abkommen zwischen Schladming und Sotschi unterzeichnet, wonach es in der Vorbereitungszeit bis 2013 eine Kooperation zwischen den beiden Städten – insbesonders ein Erfahrungsaustausch – geben soll. Diese Partnerschaft soll aber darüber hinaus Bestand haben. In den Ansprachen wurde erwähnt, dass man „von den Besten“ lernen wolle. Das nach außen hin Beste, wurde gleich mehrmals erklärt, sei die Freundlichkeit der Volontäre, die diese Spiele eindeutig prägen.

Heute Abend gehen wir zur Siegerehrung für die goldene Claudia Lösch und den bronzenen Hubert Mandl. Morgen steht der Super-Kombi (SG und Slalom) auf dem Programm. Markus wird wieder starten. Es wird für uns wieder ein Großkampftag auf der Tribüne.

Leopold Salcher aus Whistler/Vancouver

Salcher_Bild2 Salcher_Bild1 Salcher_Bild4